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Und es gibt keine Gewinner.

„Mama ich glaub, ich hab die coolsten Eltern der Klasse“, sagt mein Sohn zu mir. Mir stockt der Atem. Ich wünschte, ich wäre jemand, der bei einem solchen Kompliment sofort „Oooooh“ und „Aaaaaah“ sagen könnte, doch das einzige „Ooh“ und „Aaah“, das ich in mir höre, sind die Zweifel, die zischend durch die zusammengebissenen Zähne Luft einziehen und die Verbindung beider Vokale zu einem vom gefühlten Druck ausgelösten „Oha“.

Wenn man, so wie ich, mit Eltern arbeitet UND selbst Eltern ist, dann ist es mit solchen Aussagen so ne Sache. Ich weiß, dass ich und große Teile dieser Elterngeneration im Grunde nur dieses eine Ziel hat: die eigenen Wunden und jahrelangen Entwicklungstraumata aufzuarbeiten und dabei irgendwie zu versuchen, ihre eigenen Kinder nicht anzustecken und die Familie nicht zu kontaminieren. So geht es mir selbst auch, seit der Geburt dieses wundervollen Menschen, der nun vor mir sitzt. Genau so. Ich wünsche mir die schönste Kindheit für meine Kinder, kann aber auch nicht dran vorbei, mir den Bockmist selbst aufzuzeigen, den ich hier regelmäßig verbreite. Das Kompliment also kann ich kaum so stehen lassen. „Naja“, antworte ich, „Ich mache ja auch Fehler.“
„Nenn’ mir einen“, übertreibt mein Kind.
Ich zähle 46 auf.
„Mama, ich schreie auch!“, antwortet er harsch.
Doch – da fällt es mir auf: Nein, tut er nicht. Zumindest nicht mich an.

Ich denke darüber nach, wieso. Er konfrontiert mich nie mit seinen Tränen oder seiner Wut. Er sagt „Alles okay“ und geht in sein Zimmer, weint hinter der geschlossenen Tür und wirft seine Kommode um. Klar hören wir das draußen, aber darum geht’s ihm nicht. Er weiß, dass ich weiß, dass er was fühlt. Es geht nicht darum, so zu tun, als hätte er keine Gefühle, bei mir auch nicht.
Und ich? Ich kann nicht nein sagen, erlaube Dinge, die ich später bereue und habe Angst, ständig Angst, ihn zu enttäuschen. Nein er schreit nicht. Ich eigentlich auch nicht, schon lang nicht mehr – zumindest nicht die Kinder an. „Ich bin eigentlich ganz froh, dass wir so `ne tolle Beziehung haben“, sagt er.
Ich nicke. „Ja, das stimmt“, antworte ich, „und wir haben verdammt viel dafür getan.“

Dieses Kind ist das, das die tiefste Erschöpfung live mitbekommen hat. Es ist das Kind, das seiner Mutter dabei zugesehen hat, wie sie an ihrer eigenen Mutterschaft depressiv geworden ist. Es ist das Kind, das die Schulter ein wenig rund hängen lässt, das mit mir auf einer intellektuellen Ebene verbunden ist, wie sonst niemand. Es ist das Kind, das schon ganz früh geschnallt hat, was passiert ist, bei uns damals. Und dieses Kind nimmt seine Gefühle und geht in den Nebenraum, weil er mich damit nicht belasten will. Aus Liebe, keine Frage.
Und ein bisschen vielleicht, weil Kinder nun mal denken, sie seien „Schuld“ an der Erschöpfung der eigenen Mutter.

Es ist das Kind, für das ich all das hier aufgezogen habe. Ohne dessen Leben ich meins nie entdeckt hätte. Und es ist das Kind, dem ich so tief dankbar bin, für alles, was er ist – und bei dem ich oft genug denke, dass sein „Pensum“ voll ist, ich meine Jetons verspielt habe und ab sofort ganz genau aufpassen muss, bloß keinen Fehler mehr zu machen. Im Hinterkopf immer den Gedanken, ihm „das“ nicht auch noch antun zu können. Die Quelle?! Klar. Schuld.

Ja, unsere Beziehung ist toll. Ich liebe meine Kinder. Ich liebe diese Gespräche, ich freue mich, wenn es ihm gut geht. Und ich realisiere: Noch immer spielen wir hier ein bisschen Schuld-Pingpong. „Ich übernehme das Gefühl, kein Ding!“ – „Nee lass mal, ich mach!“ – „Nein nein, lass mich, du hattest es schon schwer genug mit mir“ – „Auf keinen Fall, ich bin dran! Du hast schon genug mit mir aushalten müssen!“

Innerlich rolle ich die Augen. Gibt’s doch nicht, dass man so viel innere Arbeit macht wie ich und trotzdem nicht vorankommt. Doch dann bremse ich. Moment mal, hat der nicht gerade gesagt, er fände seine Eltern cool? Hat er nicht gerade von guter Beziehung gesprochen? Und ist es nicht so, dass er letztens bei der Therapeutin noch ganz offen etwas angesprochen hat, das ihn gekränkt hat? Würde er das denn tun, ohne sichere Bindung? Ohne das sichere Wissen, dass du ihn danach noch lieb hast?

Die Antwort lautet: Nein. Würde er nicht.

Ich blicke auf meinen Sohn und will für den Augenblick die Ambiguität des Moments aushalten üben. Will es gleichzeitig toll finden, dass wir uns haben UND skeptisch sein, ob ich hier wirklich alles gut mache. Ich weiß es nicht. Und ich werde es so schnell nicht wissen.

Denn Fakt ist auch, dass wir das hier alle gerade ausprobieren. Wir überlegen mal, wie eine Generation gestaltet sein könnte, in der wir unseren Kindern eben nicht einfach so unsere Scheisshaufen übertragen ohne darüber nachzudenken, sondern experimentieren, wie das eben ohne ginge. Wir probieren rum, machen erste Schritte. Wir alle, als Elterngeneration. Ob die Generation unserer Kinder weniger therapiert werden muss, als wir? Das können wir nicht wissen. Wir können es nur ahnen. Das auszuhalten ist ultraschwer für mich. Ich hätte gern Gewissheit, ein Versprechen, Klarheit. Nach dem Motto: „Führe Begleitung XY aus und erhalte ein nicht traumatisiertes Kind“. Tja. Wohl leider nicht möglich.

Doch was wir erahnen, das ist eine Generation, die „Entschuldigung“ sagen kann. Die ihr Herz öffnen und Komplimente machen kann. Die bei der Therapeutin erzählt, was Scheiße war, um zwei Tage später zu sagen, wie sehr sie die Beziehung schätzt. Was wir erahnen ist eine Generation, die den Mut haben kann, zu uns zu kommen und uns die Verantwortung wieder zurückzugeben. Die versteht, dass sie als Kinder niemals Schuld waren und an dem Tag, an dem sie das realisiert, Eltern konfrontiert um zu sagen: „Das hast du verkackt“ und im besten Fall ergänzen kann: „Und ich vergebe dir.“ Nicht, weil ich toxische Positivität will, sondern, weil wir gerade hier selber lernen, „Entschuldige!“ und „Ich übernehme Verantwortung“ zu sagen.

Ich übe das jetzt.
Übe, mit meinem Kind über Verantwortung zu sprechen. Über den Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid. Und darüber, wie sehr seine Wahrnehmung richtig war. Und, dass es niemals ER war, sondern eine Gesellschaft, ein System und das Bild von Mutterschaft, die zu erfüllen wir Frauen* gerufen sind, das mich hat krank werden lassen. Das nehme ich mir vor, zu üben.

Schuld nach Brené Brown heißt nämlich so viel wie: „Ich habe einen Fehler gemacht“ – nicht „Ich BIN ein Fehler“.
Und ich weiß, dass ich diesen Unterschied werde sehr präzise an mein Kind weitergeben können. Es wird ne Weile dauern, wir werden üben müssen.
Und dann abwarten, was daraus wird.

Für den Moment atme ich aus und nehme das Kompliment dankend an. Es ist schon cool, die coolsten Eltern der Klasse zu sein. Nicht wegen der Klasse, sondern wegen dem kleinen Menschen, der offenbar dieser Ansicht ist.

Fernab von Schuld-Pingpong… das ist doch mal was, worauf wir aufbauen können.


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