Vielleicht fragst du dich: Wie kannst du mit Triggern umgehen?
Was hat es mit Triggern eigentlich auf sich und warum halten uns unsere Kinder so oft den Spiegel vor?
Zum Warmwerden eine kleine Anekdote aus dem Hause Borghoff:
Ich sitze auf der Couch und bearbeite gerade einen Post für Instagram, da betritt mein Sohn das Zimmer. Es ist offensichtlich, dass es ihm nicht gut geht. Irgendetwas stimmt da nicht. Natürlich frage ich nach und bekomme nur ein ersticktes: „Alles ok!“. Dann verzieht sich das Häufchen Elend im Nebenzimmer und ich bin mir ziemlich sicher, dass er weint.
Das triggert mich! In diesem Moment werde ich wütend! Verdammt wütend!
Schließlich habe ich doch immer gesagt, dass alle Gefühle ok sind. Ich habe doch immer mein Bestes getan. Ich sehe doch, dass es ihm nicht gut geht. Warum geht er denn jetzt und versteckt sich, um zu weinen?!
Keine 48 Stunden später bin ich in einer ähnlichen Situation. Mein Mann sagt: „Hey, was ist los?“ Und was antworte ich? „Alles ok!“ Und in dem Moment wird mir so einiges klar. Mein Sohn hat mich jahrelang dabei beobachtet, wie ich nicht vor ihm weine. Wie ich zum Weinen und traurig sein in den Nebenraum gehe. Ich wiederum erwarte von ihm, dass er es anders macht?! Da hat er mir aber mal knallhart den Spiegel vorgehalten und ich habe es erst gar nicht so richtig gecheckt.
Du möchtest wissen, wie du mit Triggern umgehen kannst und was es mit dem Spiegeln überhaupt auf sich hat? Dann lies unbedingt weiter.
Was ist ein Trigger und was soll dieses Spiegeln eigentlich?
Der Begriff Trigger kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt „Auslöser“, wie der Auslöser bei einer Pistole. Wenn ich den drücke, dann…
BÄM!
Und genauso kannst du es dir auch vorstellen. Trigger können ausgelöst werden durch Worte, eine Bewegung, eine Handlung, einen Geruch, ein Geräusch – ganz allgemein von etwas, das dich an eine Verletzung, eine Kränkung, ein Trauma erinnert. Und plötzlich bist du mit deinen Gedanken in der Vergangenheit, in deinen Erinnerungen und das macht was mit dir. Du reagierst mit Kampf oder Flucht oder Erstarrung. Und so kann es uns eben auch total aus der Bahn hauen, wenn unsere Kinder uns spiegeln.
Lasst uns das Spiegeln aber bitte nicht verteufeln!
Denn es ist grundsätzlich erstmal nichts Schlimmes oder Verwerfliches. Unsere Kinder machen es ständig – uns spiegeln. Sie sehen, wie ich mit offenem Mund kaue und machen es nach. Nervt mich dann natürlich total, wenn ich sie ermahne und checke, dass sie es sich ausgerechnet VON MIR abgeschaut haben. Oder vielleicht kommt dir diese Situation auch bekannt vor: Du predigst deinen Kindern Tag ein Tag aus, sie sollen doch bitte ihre Hände benutzen, wenn sie ihre Schuhe ausziehen. Schließlich gehen die Schuhe sonst kaputt und haben Geld gekostet…Laber-Rhabarber… Und dann stehst du im Flur und hast es eilig und erwischt dich selbst dabei, wie du dir deine Schuhe mit den Füßen ausziehst und plötzlich wird dir klar: Das, was du sagst und das, was du tust, sind zwei völlig verschiedene Dinge.
Und das ist der Punkt. Kinder gucken auf das, was wir tun. Das, was wir sagen, das ist später, in Richtung Pubertät interessant. Da wird es immer wichtiger. Aber lange, lange, lange, lange, lange, lange Zeit gucken unsere Kinder uns zu und spiegeln unser Verhalten, spiegeln unsere Körpersprache.
Und dieses spiegelnde Verhalten ist enorm wichtig für uns. In unserem Gehirn befinden sich Spiegelneuronen. Ohne sie würden wir gar nicht durch eine Fußgängerzone kommen, ohne uns ständig gegenseitig anzurempeln. Weil diese Spiegelneuronen ausrechnen, wie verhält sich dein Gegenüber voraussichtlich, wie viel Radius brauchst du, um auszuweichen uns so vieles mehr. Diese Spiegelneuronen sind unter anderem in der Lage, klitzekleine Bewegungen im Gesicht oder im Körper wahrzunehmen und uns auf einer sehr unterbewussten Ebene weitere Informationen zu liefern, die uns unsere Sprache so nie vermitteln könnte. Sprache ist da eigentlich total rückschrittig im Vergleich zu dem, was unser Gehirn und unser Körper an nonverbaler Kommunikation können. Somit ist das spiegelnde Verhalten nicht zwingend negativ.
Die Frage ist eben nur, wie du mit Triggern umgehen kannst und wie du darauf reagieren kannst, wenn dein Kind dich spiegelt und dich das wahnsinnig macht.
Der Blick in den Spiegel – Mit Triggern umgehen lernen
Wir sind in den ersten Jahren die größten Vorbilder für unsere Kinder. Und sie lernen enorm viel, dadurch, dass sie unser Verhalten nachahmen – sie spiegeln uns und unser Verhalten.
Wenn dich also das Verhalten deines Kindes auf die Palme bringt und du in dir einen Wutvulkan spürst, der zu explodieren droht, dann frage dich ganz offen: Was an dem Verhalten stört mich eigentlich gerade?
Die unbequeme Wahrheit ist nämlich: Ganz häufig verhält sich gar nicht dein Kind blöde, sondern es ahmt nur dein blödes Verhalten nach. Und DAS bringt dich auf die Palme! Sorry – not sorry.
Du bist, wenn du im Trigger bist, in der Vergangenheit. Und die Vergangenheit, die existiert nur durch unsere Gedanken. Die ist rum. Die ist vorbei. Ich bin kein Kind mehr. Ich bin eine erwachsene Frau, die zwei Kinder geboren hat. Aber, wenn der Trigger kommt, bin ich mit einem Bein wieder in dieser alten Situation. Und ich muss lernen, dieses Bein aus der Situation ins Hier und Jetzt zu holen. Ich muss als Mutter/Vater bewusste, achtsame Entscheidungen darüber treffen, wie ich mich verhalten will in diesem erwachsenen menschlichen Körper. Für den Moment im Hier und Jetzt. Denn mein Leben lang werde ich mit Triggern umgehen müssen. Das ist so!
Im Hier und Jetzt liegt vielleicht gerade mein Kind auf dem Boden und schreit, weil es die Schuhe nicht anziehen will.
Das sagt mir nicht:
- Du bist nicht gut genug.
- Ich hasse dich.
- Ich will nicht, dass du mir die Schuhe anziehst.
- Ich verlasse dich jetzt und ich liebe dich auch nicht.
Das sagt dieses Kind alles nicht. Alles was das Kind sagt, ist, ich habe keinen Bock auf die scheiß Schuhe. Das ist, was das Kind sagt. Und ich kann lernen, das zu verstehen. Das auch wirklich zu hören. Ich kann lernen, auszusteigen aus dem Trigger, aus dieser Verletzung, aus der Kränkung und ins Hier und jetzt zurückkommen.
Ich kann in meinen Körper zurückkommen und ganz neutral sagen: Wie gehe ich mit der Situation um, dass mein Kind seine Schuhe ablehnt. Und das, ohne mich mit alten Gedanken und Vorwürfen zu befeuern. Ohne mir zu sagen „Ich mache alles falsch“. Sondern mir zu sagen: Offensichtlich triggert mich die Tatsache, dass mein Kind seine Schuhe nicht anzieht. Total krass. Warum eigentlich? Warum kann ich es denn nicht einfach gut sein lassen? Warum kann ich es sich nicht einfach zu Ende ausbrüllen lassen und wenn es fertig ist, dann ziehe ich ihm die Schuhe an? Wieso halte ich das nicht aus? Das ist einen Blick wert. Und zwar einen Blick zu mir. Selbstverantwortung zu übernehmen und ganz ehrlich zu sein und zu sagen, also offensichtlich habe ich ein Thema mit Schuhen. Ich gucke mal warum.
Verbindung braucht Selbstanbindung.
Um mich zu verbinden mit dem Außen muss ich an mich selbst angebunden sein. Schaue also mal ganz genau hin. Hält dir dein Kind vielleicht einfach gerade den Spiegel vor und zeigt dir auf, wo es dir selbst an Selbstakzeptanz, an Selbstliebe fehlt?!
Es ist enorm wichtig, dass wir Eltern uns immer mit uns beschäftigen, immer wieder zu uns gucken und überlegen, warum macht mich das gerade so wütend.
Es ist wichtig, dass wir den Blick in diesen Spiegel wagen und uns selbst darin erkennen. Denn so kannst du mit Triggern umgehen – liebevoll und achtsam.
Und ich sage es an dieser Stelle gerne noch einmal: Wir sind die größten Vorbilder für unsere Kinder. Sie beobachten uns und schauen ganz genau hin, wie wir uns verhalten, um es für sich und ihr Leben zu übernehmen. Eine verdammt große Verantwortung, für uns als Eltern.
Und damit du dich mit dieser wichtigen Aufgabe nicht alleine fühlst, habe ich da was für dich:
In Zusammenarbeit mit Denise Piecha, bindungsorientierte Coachin für sensible Kinder, habe ich einen Onlinekurs entwickelt, der endlich alle Themen abdeckt, die euch als Eltern hochsensibler Kinder umtreiben:
- Was ist Hochsensibilität und wie äußern sich die Unterschiede in den Ausprägungen bei deinem Kind?
- Was gibt es zu beachten?
- Was liegt da noch so alles im Spektrum der Sensitivität?
- Wie gehe ich mit den Herausforderungen im Alltag um?
- Anziehen, Schlafen, Übergänge – was tun, wenn gefühlt nix geht?
- Wie kannst du die resilienz deines Kindes Stärken und es gut für sein sensibles Leben vorbereiten?
- Welche Strategien und Tools helfen euch, um entspannt zu sein, Stress abzubauen und in Krisen gemeinsam stark und verbunden zu sein?
- Was hilft DIR als Elternperson ganz konkret?
- Wie kannst du gut mit der Gefühlsarbeit umgehen, in Krisen gelassen bleiben und stets gut für dich sorgen?
Ich freue mich, wenn wir uns dort sehen.
Liebe Grüße,
Kathrin